Zu Gast bei Danquart: André Siegers

Vom Ende der Arbeit und dem Anfang der Liebe

Das Kino des Alain Guiraudie.

Wenn eine Friseurin aus einer französischen Kleinstadt ihren Laden hinter sich lässt, um in einer kargen Landschaft nach einem Schäfer von Fabelwesen zu suchen und dort einem flüchtigen Banditen begegnet, der dem 19. Jahrhundert entsprungen scheint, und der seinerseits gerade vor einem Söldner mit Lasso flüchtet, der sich mit dem in Aussicht stehenden Kopfgeld auf eine einsame Insel zurückziehen will, dann befinden wir uns mitten im eigenwilligen filmischen Kosmos des französischen Filmemachers Alain Guiraudie oder genauer, in seinem Film "Du Soleil Pour Les Gueux". In dieser Welt schließen sich die Koexistenz von Mobiltelefonen und mittelalterlicher Feudalherrschaft ebenso wenig aus, wie die homoerotischen Verstrickungen verheirateter Arbeiter, deren Fabrik kurz vor der Schließung steht (Ce Vieux Rêve Qui Bouge). Zeit und Raum falten sich in seinen Filmen. Hier fügt sich zusammen, was scheinbar nicht zusammengehören darf. Das Surreale reicht dabei stets ins Konkrete und Materielle hinein und bewahrt sich damit seine politische Dimension. Im Zentrum seiner Filme steht die gleichberechtigte Behandlung möglicher Begehren, die ein filmisches Universum erzeugt, in dem Sexualität, Raum und Zeit, Identität und die filmische Erzählung vielgestaltig werden. An dieser Mannigfaltigkeit konstituiert sich die soziale Utopie von Guiraudies Filmen. Es lässt sich vielleicht sagen, daß sie einer Politik des Begehrens verpflichtet sind und von der Hoffnung auf ein Kino zeugen das, wie er selbst sagt, „nach neuen sozialen Antworten sucht, die die Politik nicht zu geben vermag.“ Dieser Hoffnung und Haltung, sowie dem Humor seines Kinos, wollen wir uns annähern, indem wir zusammen die Verwendung seiner filmischen Mittel und erzählerischen Strategien analysieren und diskutieren.
Für dieses Seminar bitte anmelden:
dokumentarfilm@hfbk-hamburg.de

Blockseminar 03. - 05. Dezember 2019
11 – 17 Uhr, Kino Finkenau

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